Das Forschungsfeld: die Symbolik und Ästhetik des Geldes
Geld ist ein unentbehrliches Element aller modernen Gesellschaften und in seinen verschiedenen Formen – als Münze, als Banknote, als Kreditkarte oder als Handy- App – ein steter Begleiter unseres alltäglichen Lebens. Trotzdem nehmen wir Geld in seiner konkreten Gestalt und Gestaltung nur selten bewusst wahr. Ein Fehler, denn Geld vermag uns viel zu erzählen.
Das Papiergeld etwa ist als Geldform untrennbar verbunden mit der Moderne und der Entstehung der Nationalstaaten. So zeigen Banknoten sich verändernde nationale Identitäten und politische Zielsetzungen, der Wandel des „Zeitgeists“ wird ebenso sichtbar wie die technologische Entwicklung. Und gleichzeitig entsteht im Laufe der Jahre eine überzeitliche Ästhetik, eine Bildsprache des Geldes, die weltweit ähnlich verwendet wird und an sich wertlosen Papieren einen Nimbus von Wert und Vertrauen verleihen kann.
Die Forschung hat sich bislang kaum mit diesen Aspekten des Geldes beschäftigt. Das 2016 gegründete Forschungsnetzwerk will dies ändern und vernetzt deswegen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen, die sich damit befassen. Bearbeitet werden u.a. folgende Themen:
- Darstellung und Vermittlung (staatlicher) Identität: Wie und mit welchen Absichten werden diese „Visitenkarten eines Staates“ (Deutsche Bundesbank 2010) gestaltet? Welche politischen und ideologischen Botschaften sollen nach innen (gegenüber den Bürgern) und nach außen (gegenüber dem Ausland) kommuniziert werden? Wie wird dem Verhältnis von (supra)nationaler Einheit und Regionalität bzw. Nationalität Rechnung getragen?
- Ikonographien von Wert und Vertrauen: Welche gestalterischen Elemente machen eine Banknote zu einem Wertzeichen, so dass selbst noch nie gesehene Fremdwährungen auf Anhieb als ‚Geld‘ erkannt werden? Wie wird via Gestaltung versucht, Vertrauen in Währungen zu erzeugen? Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede zeigen länder- sowie zeit- und systemübergreifende Vergleiche? Welche Wechselwirkungen gab und gibt es zwischen den drucktechnischen Bedingtheiten und den Intentionen der Gestalter?
- Spiegel des Zeitgeistes: Wie spiegeln sich der wirtschaftliche und kulturelle Stand eines Landes auf den Banknoten wider? Welche ästhetischen und künstlerischen Haltungen vermitteln sie? Inwiefern werden gesellschaftliche Verhältnisse (etwa Geschlechterrollen) thematisiert?
- Die „Aura“ des Geldes: Worin besteht die Faszination von Papiergeld? Wie wird diese in zeitlicher und medialer Hinsicht (Belletristik, Zeitungen, Filme…) aufgegriffen? Gibt es in temporalem und/oder regionalem Hinblick Wandlungsprozesse, d.h. wird Papiergeld in verschiedenen Epochen bzw. Regionen unterschiedlich wertgeschätzt? Falls ja, welche Gründe gibt es hierfür (neue Zahlungsmethoden, Wirtschaftskrisen/Inflationen, etc.)? Wie wird Papiergeld in Museen und Ausstellungen präsentiert?
- Geldpraxen: Welche Verbote gibt es im Umgang mit Geldscheinen? Hängen diese mit bestimmten Motiven und/oder Staatsformen zusammen? Welche (vielleicht auch subversiven) Deutungen von Geldscheinen gibt es? Wie hängen konkrete gestalterische Merkmale mit dem konkreten Umgang und der Wahrnehmung von Banknoten zusammen?
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